Einer meiner Fans, ein Hauptorganisator des Turniers, bei dem ich übernachten durfte, meinte, ich sollte unbedingt etwas übers Mannheimer Aji schreiben.
Also ja, ein sehr cooles Turnier, nächstes Jahr unbedingt kommen. :)
Das Turnier brach heuer (dieses Jahr) die Tradition, am Wochenende der Zeitumstellung stattzufinden, aber entgegen meiner Befürchtungen haben am Sonntag nur die nicht mitgespielt, die aus feierlichen restalkoholischen Gründen dazu nicht in der Lage waren.
Leider hab ich nicht viel von Mannheim gesehen, bzw. angeblich habe ich schon alles Sehenswerte gesehen.
Die Mannheimer Innenstadt ist wie ein Gobrett in Quadrate mit Koordinaten eingeteilt. Allein dafür lohnt es sich eigentlich, nach Mannheim zum Turnier zu fahren und sich gobrettmäßig zu fühlen.
Heuer waren Cho Seok-Bin 7d als Live-Kommentator und die als Mangakünstlerin zu Ruhm gestiegene chidori am Turnier anwesend. Chidori hat mich wieder gemalt und mir ist aufgefallen, dass ich wie L ausschaue.
Ich übernahm übrigens zeitweise vorübergehend den Bücherverkaufsstand und konnte mit meinen Werbesprüchen viele potentielle Kunden begeistern und sogar einen zum Kauf bewegen.
Die angebotenen Bücher vom Brett-und-Stein-Verlag waren nämlich ausschließlich in deutscher Sprache und daher waren Englischkenntnisse nicht notwendig, um den Text zu verstehen (wobei, wer schaut in Gobüchern schon auf den Text). Ich bin außerdem mit den Büchern mehrmals 5d geworden (bis ich aufgeflogen bin, ich spielte das Aji als 4d) und auch DU bekommst um nicht einmal 20 € so ein Buch gratis.
Ein besonderes Highlight war das Massenrengo. Es wurde jeder Zug und deren Zieher mehr oder weniger erfolgreich aufgezeichnet. Jeder durfte mitmachen unter den Voraussetzungen, dass jeder immer nur für die selbe Farbe spielt und nicht mehr als jeden 5. Zug seiner Farbe macht.
Es kam im Joban (Eröffnung) gleich zu einem interessanten, kreativen oder auch innovativen Furikawari (Austausch), wo schwarz den fünften Zug im Nadarejoseki (Lawinen-Eckabspiel) tenukierte (ignorierte und stattdessen auf einer anderen Hälfte vom Brett einen Stein hinklatschte), -was dem Spieler auch direkt eine gewisse Bekanntheit einbrachte- wonach niemand mehr für Schwarz spielen wollte, bis ich Seok-bin-sensei* rekrutierte mit der Bitte, er möge retten; danach lief die Partie relativ flüssig und normal wieder weiter.
Dieses Massenrengo begeisterte unter anderem die im Bild zu sehenden Kiddies, die es gar nicht abwarten konnten, bis sie wieder am Zug waren. Sie waren so vertieft in die Partie, dass sie unter anderem mich verwundert ansprachen, als ich meinen Zug gespielt hatte (was mich immer noch sehr erheitert): "Ey, was machst du!"
*Die Bezeichnung sensei 先生 lässt sich auf zwei Arten herleiten.
Was japanische Volksschulkinder lernen, ist 先に生まれた saki ni umareta, also "(wurde) zuerst geboren". Tatsächlich ist jemand, den man sensei nennt, theoretisch vorwiegend fortgeschritteneren Alters als man selbst. In japanische Kabaretts aber kommt sensei von 先ずは生きてる mazu wa ikiteru, also "Hauptsache noch am Leben".
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